Erst verspottet - dann verehrt
Die geniale Komponistin Mel Bonis
Die Geschichte der Französin Mel Bonis klingt wie eine 100%-Fiktion, wie eine Courths-Mahler-Romanze - ist aber verbürgte Wirklichkeit. Die unfassbare Biographie einer genialen Komponistin am Ende des 19. Jahrhunderts:
Mel Bonis – eigentlich Mélanie Hélène Bonis – wer ist nun das?
Nie gehört! Natürlich nicht, denn eine Komponistin des ausgehenden 19. Jahrhunderts macht keine Schlagzeilen. Eigentlich hätte sie Näherin werden sollen, aber sie schafft es dank ihrer singulären Begabung und der väterlichen Fürsprache eines César Franck ans Pariser Conservatoire, ist dort Studienkollegin von Claude Debussy und wird – beinahe – für den legendären Prix de Rome vorgeschlagen.
Bevor Mélanie Bonis (1858-1937) zu ihrem Studienabschluss kommt, wird sie 1883 – inzwischen 25jährig - von ihren Eltern an einen verwitweten Fabrikanten vergeben, der gleich mal fünf Söhne in die Ehe einbringt. Mélanie selber wird in der Folge Mutter von drei eigenen Kindern. 1899, mit 41 Jahren bringt sie, unbemerkt von der Familie, noch eine Tochter zur Welt deren Vater Mélanies Jugendfreund aus der Pariser Zeit ist. Dieses Kind wächst bei Pflegeeltern auf und erfährt erst mit 20 Jahren unter dramatischen Umständen, dass „Madame“, die sich bis dahin als ihre Patin ausgegeben hat, ihre eigene Mutter ist.
Zwischen 1900 bis zum Ausbruch des Weltkriegs spielt die Musik dann endlich wieder die erste Rolle im drangvollen Leben der Mélanie Bonis.
Ihre zahlreichen Klavier-Vokal- und Kammermusikwerke brauchen die Nachbarschaft der bekannten Komponisten ihrer Epoche in keinster Weise zu fürchten.
Im zeit- und standesbedingt herablassenden Ton, aber nicht ohne einen Anflug von Bewunderung gibt der Platzhirsch der damaligen Pariser KomponistenSzene, Charles Camille Saint-Saëns zu Protokoll: „Ich hätte nie geglaubt, dass eine Frau fähig ist, so etwas zu schreiben. Sie kennt alle Tricks unseres Handwerks.“
Text und Konzept
Armin Brunner
Mit
Andrea Wiesli
Klavier
Graziella Rossi
Erzählerin
Helmut Vogel
Chronist
Musik
Mel Bonis, Johannes Brahms