Greta Garbo - The Mysterious Lady
Stummfilm (1928) mit Live-Orchester
Greta Garbo "Die Göttliche" als Geheimagentin
Eine russische Agentin im Irrgarten der Intrige, der Neigungen und der Liebe. Die Story ist einfach, der Film grossartig. Das liegt an der meisterhaften Regie des Fred Niblo („Ben Hur“ 1925). Und es liegt aber - und vor allem - an dieser Greta Garbo: unglaublich verführerisch und unglaublich abgründig. Wir werden Zeuge einer der schönsten Liebesszenen aller Zeiten...
Dieser Film zeigt Hollywood auf einem ästhetischen Höhepunkt, den es durch die Einführung des Tonfilmes lange Zeit nicht, vielleicht nie wieder, wirklich erreicht hat.
Wer war die Garbo?
„Für mich beginnt Garbo dort, wo alle anderen enden“, sagte ihr Regisseur Clarence Brown. „Greta Garbo besass etwas, das niemand sonst hatte, niemand. Ich weiss nicht, ob sie überhaupt davon wusste, aber sie hatte es. Ich will es in ein paar Worten zu erklären versuchen. Da war etwas in Garbos Augen, das man nicht sehen konnte, ausser in der Grossaufnahme. Wenn sie die eine Person eifersüchtig anschauen sollte und eine andere verliebt, brauchte sie ihren Ausdruck nicht zu verändern. Man konnte es in ihren Augen sehen, während sie vom einen zum anderen blickte.“
Erstaufführung der Neuvertonung von Armin Brunner
Zum Jahr 2018 hat sich Armin Brunner vorgenommen, den 1928 entstandenen Greta- Garbo-Film „The Mysterious Lady“ neu zu vertonen, wiederum in der Manier der Stummfilmzeit, in dem er diesmal auf Musik von Leoš Janáček, Fritz Kreisler, Erich Wolfgang Korngold, Gustav Mahler, Giacomo Puccini, Sergej Rachmaninow, Dimitri Schostakowitsch u. a. zurückgreift.
Der Musikpublizist Herbert Büttiker schreibt nach der Première im Theater Rigiblick:
Die Spionin, die aus der Oper kam
„Zu attraktiv, um diesen Film zu verpassen» – der Kritiker meinte damals Greta Garbo im
Film «The Mysterious Lady», und wer diesen Stummfilm aus dem Jahre 1928 jetzt im
Theater Rigiblick erlebt hat, wird das nicht nur bestätigen, sondern ergänzen. Auch die Aufführung
mit der Musik von Armin Brunner und dem von Christof Escher dirigierten
Orchester ist zu attraktiv, um sie zu verpassen.
Die Geschichte
Die Spionagegeschichte im Vorfeld des Ersten Weltkriegs ist spannend, und Greta Garbo
halt eben «göttlich»: Sie spielt die schöne Spionin zwischen Auftrag und Liebe im Feindesland
und ihrem skrupellosen Geheimdienstchef, der sie begehrt. «Tosca» lässt grüssen –
nicht nur in der Figurenkonstellation. Mit einer Szene in der Loge der Wiener Staatsoper
während einer Aufführung der Puccini-Oper beginnt der Film.
Ein russischer Scarpia
Diese Tosca-Variation - für Opernfans ist sie natürlich eine geniale Story – und wie Armin
Brunner sich naheliegend, aber raffiniert bei Puccini bedient, ist grandios. Schön seine
Leitmotivik auch mit dem Korngold-Thema aus der «Toten Stadt» und wie er mit Gustav
Mahler die grossen Emotionen schürt. Sein Timing mit kontrastierenden Themen,
Wiederholung und Variation setzt die Musik so perfekt in Szene, dass kein Moment der
Eindruck von Beliebigkeit entsteht.
Dass Brunner es auch mit sehr bekannter Musik wagt, hoch anspruchsvoller notabene, mit
grosser Opernmusik und Sinfonik um 1900, könnte ja heikel sein, wäre da nicht ein hochkarätiges
Filmorchester am Werk. Es sind handverlesene Profis am Werk, die unter der
Leitung von Christof Escher solistisch genauso fesseln wie mit erstaunlicher orchestraler
Dynamik. Herbert Büttiker, www.roccosound.ch
Dauer
90 Minuten
The Mysterious Lady (1928)
Regie
Fred Niblo
Hauptdarsteller
Greta Garbo
Conrad Nagel
Gustav von Seyffertitz
Neuvertonung
Armin Brunner
Dirigent
Christof Escher
Orchester
Sinfonia Ensemble
Anna Brunner, Violine
Ronny Spiegel, Violine
David Schnee, Viola
Cécile Grüebler, Cello
Natan Garcia, Kontrabass
Isabell Weymann, Flöte
Barbara Tillmann, Oboe,
Christoph Marty, Klarinette
Alessandro Damele, Fagott
Patrik Gasser, Horn
Keita Kitade, Trompete
Andreas Betschart, Posaune
Felix Eberle, Pauken u. Perkussion
Ken Fiebig, Perkussion
Yulia Miloslavskaya, Klavier