Georg Büchner: Lenz
Szenische Erzählung mit Peter Schröder
"Ich habe mir allerhand interesante Notizen über einen Freund Goethes, einen unglücklichen Poeten namens Lenz verschafft, der sich gleichzeitig mit Goethe hier aufhielt und halb verrückt wurde. Ich denke darüber eine Aufsatz in der Deutschen Revue erscheinen zu lassen" schreibt Georg Büchner 1835 aus Strassburg an seine Eltern...
Der Sturm-und-Drang Dichter Michael Rheinhold Lenz - 1776 durch Goethe vom Weimarer Hof vertrieben und ausgewiesen - bekam 1777 nach einem Jahr unruhigen Wanderlebens den ersten "schizophrenen Schub" und fand dann 1778 Aufnahme bei dem protestantischen Pfarrer Johann Friedrich Oberlin in Waldbach in den Vogesen.
Dessen Tagebuchaufzeichnungen über den Aufenthalt des kranken Dichters nimmt George Büchner (1813 - 1837) als Ausgangsmaterial für seine Erzählung, die zwischen tief empfundener Identifizierung mit Lenz - bis hin zum fast "gemeinsam" ästhetischen Credo im Kunstgespräch - und der Haltung des prozesshaft beschreibenden Beobachters balanciert.
So entwirft Büchner unter anderem mit poetischen Mitteln das Krankheitsbild einer schizophrenen Psychose - wie es von der Psychiatrie erst im 20. Jahrhundert definiert wurde - und entdeckt in der Krankheit zugleich die Perspektive einer anderen Art von Erkenntnis. Diese ist geeignet, die gewohnte Sicht radikal in Frage zu stellen und Beunruhigung zu stiften, wo allzu viel Beruhigung herrscht.
Peter Schröder
Konzept und Szenische Erzählung