Fritz Kreisler und Hermann Hesse
Der Jahrhundertgeiger im Spiegel seines Zeigenossen
«Gestern Abend war ich in einem Konzert, das sich von den Konzerten, welche ich sonst zu hören gewohnt bin, wesentlich unterschied. Es war das Konzert eines weltberühmten, mondänen Geigenvirtuosen, also eine nicht nur musikalische, sondern auch eine sportliche und vor allem eine gesellschaftliche Angelegenheit...» So beginnt die 1928 entstandene Betrachtung «Virtuosen-Konzert», in der Hermann Hesse ein Konzert des Geigers Fritz Kreisler einer kritisch-ironischen Analyse unterzieht, ohne jedoch den Namen des Virtuosen zu erwähnen. Zahllose Musikliebhaber auf der ganzen Welt und nicht wenige seiner Kollegen aus der Geigenwelt haben stets in überschwänglichen Tönen der Bewunderung von Fritz Kreisler gesprochen. «König der Geiger» nannten sie ihn – oder «Der Klangzauberer». Andere aber haben ihn als «eleganten Caféhausgeiger» taxiert – und meinten das abschätzig. An dieser abwertenden Beurteilung ist Kreisler nicht ganz unschuldig, hat er sich für damalige Zeiten ziemlich unbekümmert in die Arena des Populismus begeben und den Graben stets elegant übersprungen zwischen einer gefällig tändelnden Musik und der von den Puristen streng bewachten Ernsten Musik. Wie sich die zwei Seelen in der Brust des Geigenvirtuosen Fritz Kreisler zusammenfanden und sich immer wieder versöhnten, hat man nie aus erster Hand erfahren und ebenso wenig aus den damaligen Feuilletons. Umso kompetenter hat Hermann Hesse über diesen musikalischen Spagat nachgedacht und seine zwiespältigen Eindrücke über das Phänomen Kreisler in seiner Erzählung «Virtuosen-Konzert», die im Zentrum dieses «Konzertanten Berichts» steht, festgehalten.
Konzept: Armin Brunner
Es sprechen: Graziella Rossi und Helmut Vogel
Es spielen: Noëlle Grüebler (Violine) und Andrea Wiesli (Flügel)
Armin Brunner