Der Gott des Gemetzels
Theater Kanton Zürich
Michel: Ich sag euch was, diese ganze dämliche Debatte, die hab ich satt. Wir wollten nett sein, wir haben Tulpen gekauft, meine Frau hat mich als Gutmenschen hingestellt, aber in Wahrheit habe ich überhaupt keine Selbstkontrolle, ich bin das reinste Charakterschwein.
Zwei 11jährige Jungen streiten sich in einem Park eines bürgerlichen Pariser Arrondissements, der eine schlägt mit dem Stock zu, der andere verliert zwei Schneidezähne. Unter zivilisierten und kultivierten Leuten, wie es die Eltern der beiden Streithähne sind, spricht man die Sache durch und setzt eine gemeinsame Erklärung für die Versicherungen auf, schliesslich ist man nicht in der Banlieu, wo die Autos brennen.
So beraten die Paare bei Kaffee und Gebäck, wie man pädagogisch richtig auf die beiden Knaben einwirkt, politisch korrekt und um Konsens bemüht, wie es sich unter aufgeklärt-liberalen Erwachsenen gehört. Doch unvermittelt brechen sich urzeitliche Impulse Bahn.
Von Sticheleien über Wortgefechte bis hin zu Handgreiflichkeiten, der Nachmittag gerät zur Saalschlacht: mit pointierten und geschliffenen Dialogen, getränkt von zunehmendem Rumgenuss ist das ein Vergnügen für vier Schauspieler – und fürs Publikum. Mit beissendem Humor fühlt Yasmina Reza in ihrem Erfolgsstück der modernen bürgerlichen Gesellschaft buchstäblich auf den Zahn, die Schneidezähne. Hin- und hergerissen zwischen vernünftigem Gutmenschentum und gewalttätigen Instinkten müssen ihre Protagonisten allerdings am Ende ernüchtert zur Kenntnis nehmen: So verbindlich und liberal-aufgeklärt wir uns auch geben, am Ende behält scheinbar einer die Oberhand: Der Gott des Gemetzels.
Von
Yasmina Reza
Regie
Felix Prader
Bühne und Kostüme
Werner Hutterli
Es spielen
Katharina von Bock
Stefan Lahr
Pit Arne Pietz
Miriam Wagner
Koproduktion mit dem Theater Biel Solothurn
Theater Kanton Zürich
http://www.theaterkantonzuerich.ch