Corinna Harfouch liest "Elektra"
von Hugo von Hofmannsthal
Corinna Harfouch hat in den letzten Jahren oft literarische Bühnenfiguren von grossem Ausdruck verkörpert. Nun widmet sie sich Elektra. Rache wird zur Obsession. Jedenfalls bei „Elektra“, die ihre ganze Existenz nur einem Ziel unterordnet – die Ermordung des Vaters, der von ihrer Mutter umgebracht wurde, zu rächen. Anders als in der Tragödie von Sophokles stehen bei Hugo von Hofmannsthal die psychischen Dimensionen des Stoffes im Mittelpunkt; von Hofmannsthal legt das Tragödien-Personal unter Einfluss von Sigmund Freud auf die Couch – in inzestuösen Fantasien berauscht sich eine, in ihren toten Vater verliebte, junge Frau an Blut und Sühne, feiert seinen Todestag wie ein Begattungsritual, tanzt um des Vaters Grab und bricht schliesslich unter diesem Wahnsinn zusammen.
"Elektra", 1903 in Berlin uraufgeführt, ist Hofmannsthals erster grosser Theatererfolg. Die Tragödie geht auf Sophokles zurück; lässt das äussere Geschehen aber hinter der Darstellung seelischer Vorgänge zurücktreten. Im Mittelpunkt: Elektra, die - ausgestossen und erniedrigt - in gewollter Einsamkeit auf den Tag der Rache für den Mord an ihrem Vater Agamemnon wartet.
Die lyrische Intensität der Sprache und die psychisch exzessive Dimension der Figur faszinieren Corinna Harfouch. Als Protagonistin der besten Castorf-Jahre an der Volksbühne und in der Zusammenarbeit mit Jürgen Gosch hat sie Bühnenfiguren aus dem literarischen Kanon einen Ausdruck gegeben, der jede Erwartung der Zuschauer sprengte.
Corinna Harfouch
Lesung
Johannes Gwisdek (Shaban)
Musik