Corinna Harfouch: Die Kunst der Klapperschlange
Corinna Harfouch rezitiert
Er ist zum Synonym für Verführung geworden: Don Juan, jener fiktive spanische Adelige, in dem die Weltliteratur seit Jahrhunderten den Archetypus des Frauenhelden gefunden hat. Nicht erst mit Mozarts Don Giovanni entdeckt ihn auch die Bühne für sich – doch ist gerade das Mozart’sche Meisterwerk vielleicht sein bedeutendstes Denkmal, seine berühmteste Verlebendigung allemal und für manchen sogar mehr als das: Es ist die "Oper aller Opern".
Davon zumindest ist E. T. A. Hoffmann überzeugt und widmet sich intensiv dem Studium des "Don Giovanni". 1813 erarbeitet er unter dem begeisterten Eindruck der 26 Jahre zuvor uraufgeführten Oper seinen eigenen "Don Juan". Der "Don Juan [...] macht mir manche selige Stunden, ich fange an jetzt mehr und mehr Mozarts wahrhaft großen Geist in der Komposition zu durchschauen", berichtet Hoffmann ganz überwältigt von den psychologischen Dimensionen, die sich ihm eröffnen. Ihm, Hoffmann, dem vollkommenen Romantiker, der in seinen faustisch sich ergänzenden und gleichzeitig sich abstossenden Protagonisten Don Juan und Donna Anna möglicherweise nicht zuletzt sich selbst und seiner in unerfüllter Liebe angebeteten Gesangsschülerin Julia Marc ein Pendant schuf.
Mit seiner Künstlernovelle in Briefform, in der ein reisender "Enthusiast" eine geisterhaft unwirkliche Aufführung des "Don Giovanni" erlebt und beschreibt, liefert E. T. A. Hoffmann eine scharfsinnige Deutung der Oper, die deren Auffassung bis heute massgeblich bestimmt, und lässt sie gleichzeitig direkt erfahrbar werden.
Kongenial erspürt E.T.A. Hoffmanns "Don Juan" den Mozart’schen "Don Giovanni" – und mit grossem Einfühlungsvermögen machen sich auch die Schauspielerin Corinna Harfouch und die Pianistin Hideyo Harada in ihrem literarisch-musikalischen Spiel ans Werk, wenn sie gleich zwei Meisterwerke auf die Bühne bringen.
Dabei sind die Mittel der szenischen Umsetzung denkbar einfach und trotzdem ist ihr "Don Juan" mehr als eine szenische Lesung: In Text und Musik wird Hoffmanns Idee, die "Oper aller Opern" in die eigene Erzählung aufzusaugen, lebendig und sinnlich erlebbar.
Corinna Harfouch
Rezitation
Hideyo Harada
Klavier